Zur diesjährigen Wanderung durch Colmnitz konnte der Heimatverein Colmnitz e. V. trotz hochsommerlicher Temperaturen ca. 50 Wanderfreunde von jung bis alt begrüßen. Thema war in diesem Jahr das „Handwerk und Geschäfte im Niederdorf“. Davon gab es einst eine stattliche Anzahl. Viele davon existieren heute leider nicht mehr, einige wenige gibt es aber immer noch. Auf zur Spurensuche!
Startpunkt war die ehemalige Heinzmannmühle, eine von einst sieben Mühlen in unserem Ort. Hier übernahm Siegfried Fleischer das Zepter als Wanderführer. Bilder aus seiner Sammlung wurden herumgereicht, er vermittelte immer wieder Wissenswertes und würzte alles mit der ein oder anderen passenden Anekdote.
Beim ersten Stopp an der ehemaligen Richter-Schmiede öffneten die heutigen Besitzer Linda Stechan und Wolf Günther die Türen und luden ein, den altehrwürdigen, liebevoll renovierten Schmiederaum zu bestaunen. Beide erklärten, wo sich einst der Amboss befand und Pferdehufe beschlagen wurden. Dazu gab es von Linda einen informativen Vortrag zur Geschichte des Schmiedehandwerks.
Weiter ging es zur ehemaligen Bäckerei Göhler.
Hier empfing uns Sabine Kramer mit frisch gebackenem Kuchen, der natürlich sofort seine Abnehmer fand.
Nur ein Haus weiter: Der „Kuckuck“, beherbergte einst einen KONSUM, später Gaststätte mit Kinosaal und in den 1980er Jahren Kinocafe, danach leerstehend. Heute wieder ein Restaurant, dem dank Michael Beitlich und seiner Frau Elke neues Leben eingehaucht wurde und das von den Colmnitzern und seinen Gästen gern aufgesucht wird.
Wieder nur ein Haus weiter gab es einen Kurzwarenladen von Ewald Kahl, der, wie die Enkelin, Regine Mandak informierte, noch bis Anfang der 1970er Jahre geöffnet hatte. Heute befindet sich gegenüber vom Haus eine Zimmerei, die ihr Sohn Sven betreibt.
Dorfaufwärts geht es unter dem Eisenbahnviadukt hindurch, wir passieren rechts den ehemaligen „Niwitecki“-Textilwarenladen (später Niederlassung Bäckerei Sauer) und erreichen schon bald darauf die nächste ehemalige Bäckerei Bawolski. Ein kleiner Zwischenstopp wird eingelegt, es gibt durstlöschende Getränke und: Natürlich Kuchen! Elke Bawolski, bekleidet mit historischer Schürze, bietet mehrere leckere Kuchen zum Verzehr an, während ihr Mann Bernd (Bäckermeister) erzählte, welche Steine man ihm einst in den Weg gelegt und warum die Bäckerei deshalb von ihm nicht weiterbetrieben werden durfte bzw. konnte.
Nach erfolgter Stärkung mit Streusel- und Pflaumenkuchen folgten sofort die nächsten Gewerke: Sattler-, Schuhmacher- und Elektroinstallateurmeister Zimmermann, die Tischlerei Arno Börrnert, das Gasthaus „Zur Linde“ (KfZ-Werkstatt Jan Eitner) und die ehemalige Möbelfabrik (BBG). Andreas Hubl sprach kurz zur Geschichte dieser Fabrik, unterstützt von Horst Weinhold, der einst hier arbeitete.
Die Gewerbeschule folgte, gegenüber stehen die LKWs der Firma Dietrich GmbH & Co. KG. Danach die ehemalige Verkaufstelle vom Fischer Gottlieb, ein Kaufmann, wie er im Buche stand. Jedem älteren Colmnitzer huscht ein Schmunzeln über die Lippen wenn dieser Name fällt und jeder wusste etwas über sein Handelstalent zu erzählen.
In der Dorfmitte angekommen öffnete Installateur- und Klempnermeister Veit Hocke seine Werkstatt, ließ uns über seine Schultern schauen, präsentierte Meisterstücke und -geschichten der Vorgänger.
Nach so viel Handwerk und Gewerbe sind die Füße lahm geworden und auch der Magen der Wanderwilligen konnte trotz reichlichem Kuchenverzehrs noch etwas Nachschub in flüssiger und fester Form vertragen. Beides gab es zum Ausklang auf dem Dorfplatz.
Vielen Dank an alle, die an diesem Tag uneigennützig für alle Teilnehmer ihre Türen und Tore geöffnet, Kuchen angeboten oder einfach nur aus ihrer Geschichte erzählt und diesen Tag damit für alle Teilnehmer zu einem Gelungenen gemacht haben. Danke an Siegfried Fleischer und alle anderen Helfer, die dafür gesorgt haben, dass alles so lief wie es laufen sollte.
Bis zum nächsten Wandertag in 2025.